Steve Bandoma
Kein Künstler der Diaspora
Steve Bandoma lebt und arbeitet in Kinshasa, wo er auch an der Kunstakademie studierte. Sein Werk ist geprägt von der Auseinandersetzung mit der kulturellen Vergangenheit, Fragen der Identität und des Konflikts mit dem allgegenwärtigen kolonialen Erbe.
Bandoma ist nicht wie viele anerkannte afrikanische Künstlerinnen und Künstler den Weg in die europäische oder amerikanische Diaspora gegangen, sondern hat sich nach Aufenthalten in Südafrika und Europa zu einem künstlerischen und politischen Engagement in seiner Heimat entschieden. Die aktuelle politische Aufbruchsstimmung nach den ersten demokratischen Wahlen in 2018 hat auch die lokale Kunstszene in den vergangenen Jahren belebt. Steve Bandoma präsentiert regelmäßig in Kinshasa mit großem Erfolg seine kritischen Arbeiten. Seit vielen Jahren sind seine Arbeiten in Frankreich und England in Galerien, Ausstellungen und auf Messen zu sehen.
Anläßlich seiner ersten Einzelausstellung in Deutschland im ArtKlub Bonn schuf Bandoma zwei neue Bildzyklen, 6 Bilder unter dem Titel „Ceci est mon …“ (Dies ist mein …) für die Serie „Costumes“ mit einer Priesterdarstellung und 6 Bilder unter dem Titel „Anguille sous roche“ (wörtlich Zitteraal, sprichwörtlich für aalglatt) für die Serie „Opium“.
Diese 12 Werke beschäftigen sich kritisch mit der Rolle der Kirche als Organisation sowie der christlichen Religion generell im Kontext seiner Heimat.
Seit der belgischen Kolonialzeit und auch heute noch verfügt die katholische Kirche im Kongo über spürbaren politischen Einfluss. Bereits unter der Kolonialmacht spaltete sich eine lokale Strömung unter dem Propheten Simon Kimbango ab. Die Kimbangisten sind historisch die zweitgrößte zentral organisierte kirchliche Struktur im Land. Am schnellsten wächst heute die Zahl der Mitglieder und Anhänger von Erweckungskirchen und privaten Predigern.
Dort, wo staatliche Strukturen nicht existieren oder funktionieren, übernehmen Kirchen eine unverzichtbare Rolle in der sozialen Absicherung und Netzwerkbildung. Und nutzen diesen Umstand, um sich ebenso um das spirituelle Wohl ihrer Mitglieder zu kümmern.
Die Wirkung von Religion ist oft mit der von Opium verglichen worden und so ist es kein Zufall, dass Bandomas Serie diesen Titel trägt. Auch der von Bandoma gewählte Titel der Ausstellung Lobotomisation macht keinen Hehl aus seiner Überzeugung, Religion übe einen betäubenden, wenn nicht sogar lähmenden Einfluss auf die Bevölkerung aus. Für Bandoma, als politisch engagierter Künstler Anlass genug für eine künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Thema.