Miriam Lenk

Text Susanne Greinke, Dresden/Berlin 2024

Miriam Lenk, die an der Dresdner Kunsthochschule ausgebildet wurde, arbeitet mit Kunststoff, Keramik oder Bronze. Ihre dionysisch anmutenden Formationen umkreisen Momente der Ekstase. Ausgangspunkt des plastischen Werkes ist der weibliche Körper, der entgegen dem gängigen Schönheitsideal als voluminöser Archetyp erscheint und sich mit seinen an- und abschwellenden Formen im Raum ausbreitet, um ihn zu vereinnahmen. Die Frauenfiguren lassen sich als Reminiszenz an prähistorische Fruchtbarkeitsgöttinnen und die großen Mütter früher Kulte lesen. Ihre Gesichter verweisen auf die Gegenwart. In ihrer üppigen Körperlichkeit, die sie manchmal wie eine wabernde Rüstung umschließt, vereinen sich Macht, Lust und grenzenloser Genuss, die dem Gebot der Mäßigung, das sich in vielen Kulturen und Religionsgemeinschaften findet, entgegensteht.

Was die Künstlerin in einer Figur zu vereinen sucht, gerät bei anderen Werken in Bewegung. Die Körper mutieren, brechen auf. Körperteile werden nach innen oder außen gestülpt. Chimären aus Tier- und Frauenleibern oder winzige Weibchen mit wogenden Brüsten und weit geöffneten Mündern, die Vulven gleichen, sind in maritime, florale oder ornamentale Strukturen aus Muscheln, Blattwerk, Voluten oder schematisiertem Wellengekräusel eingebettet. Ein Hybrid aus Frau und Oktopus schwebt im Raum. Woanders steigen sie wie Venus aus groteskem Gewusel empor oder thronen auf sockelartigen Gebilden. Statt in die Breite, wachsen die filigranen und üppigen Formationen wie Fontänen in die Höhe. Lenk arbeitet dabei mit großer bildhauerischer Finesse die an barocke Vorbilder denken lässt. Die Oberflächen sind relativ glatt, die Volumen innerhalb der Figurationen präzise organisiert, um den Rhythmus bis zum ekstatischen Höhepunkt steigern zu können.

Miriam Lenk lebt und arbeitet in Berlin und Konstanz

▪Weitere Informationen unter https://www.miriamlenk.de