Jan Muche

Dem Werk von Jan Muche liegt eine gewisse Melancholie zugrunde: Sie zeigt sich in den augenblicklich eingefrorenen Momenten der Porträts, aber auch in den desillusionierenden Maschinenräumen. Allein die Kraft der Malerei – man könnte sagen, ihre Magie – gibt den Szenarien den pathetischen Impuls, das Bedürfnis, sie zu malen. Trotz der technoiden Anspielungen wird hier nicht die Utopie des Fortschritts verkündet, sondern die negative Utopie des progressiven Scheiterns. In Jan Muches eigenen Worten: „Ich interessiere mich für stroboskopische Blitze von Oberflächen, Formen, Bedeutungen. Das ist, als würde man farbige Stäbe in die Räder moderner Fortschrittsutopien werfen. Das ist die bildnerische Grundlage. Die Methode ist Sabotage“. Diese anarchische Mentalität überlagert das absurde Fundament der menschlichen Existenz.

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Das malerische Werk von Jan Muche, das gelegentlich einen Ausflug in die tatsächliche dritte Dimension macht, ist aus dem Geist des Konstruktivismus geboren. Die Spuren, die die zwischenzeitliche Postmoderne und die Philosophie der Dekonstruktion hinterlassen haben, spiegeln sich in den zeitlosen Rauminterventionen des Künstlers wider. Wer hier etwas Bestimmtes hineinlesen will, ist auf dem Holzweg. Muche will keine Geschichten erzählen, auch wenn die Gruppe der Porträts und die Bezüge zur klassischen Moderne dies suggerieren mögen: Szenen aus fremden Kontexten, die keine Relevanz mehr haben, verschmelzen mit fiktiven Räumen zu einer Art „Filmstill“. Wo ist der Mensch in dieser konstruierten Welt? In Muches Werken ist er nur selten physisch zu sehen, aber geistig – in seinen Utopien, Wünschen, Sehnsüchten, auch seinem Scheitern – ist er immer präsent. Der Künstler (Muche) erweist sich damit als Nachfolger des Visionärs, um nicht zu sagen Revolutionärs (Tatlin). Sein Werk wird zum Schauplatz der Aktion des schöpferischen Geistes. Hier entfaltet die Farbe eine Dynamik, die ihre Faszination von innen heraus hervorruft.

Textauszug: Günter Baumann, Waiting for Tatlin, on Jan Muche’s work

Jan Muche lebt und arbeitet in Berlin

▪Weitere Informationen unter https://www.jan-muche.de

Leviathan
2021
Acryl und Tusche auf Leinwand
210 x 180 cm
ohne Titel
2018
Acryl, Tusche und Bootslack auf Leinwand
90 x 70 cm
ohne Titel
2020
Acryl, Tusche und Bootslack auf Leinwand
70 x 50 cm
Portrait Tatlin
2017
Acryl, Tusche und Bootslack auf Leinwand
210 x 160 cm