Anja Billing

Bilder haben für die Berliner Malerin Anja Billing den Wert einer anthropologischen
Grundkonstante. Und so malt sie sich durch deren kulturhistorische und mythische
Dimensionen, sowie durch die Erscheinungen des Digitalen. Billing ist immer auf der Suche
nach Spuren unseres kollektiven Bildgedächtnisses, die sie aus der Flut der Bildzeugnisse
fischt, um sie dann in ihrer Malerei erneut auftauchen zu lassen. Fragmente und Gesten der
abendländischen, christlich geprägten Kunst erscheinen ebenso, wie Motive aus historischen
Fotografien vergangener Kriege oder Abbildungen prähistorischer Siedlungsformen und
ungezähmte Landschaften, daneben ein Blick in das Interieur eines Pariser Hotels Salon
Proust genannt. Was hier thematisch scheinbar zusammenhangslos nebeneinander steht, ist
auch die Folge ihrer Reflexionen über unsere digital geprägte Informationsgesellschaft, in
der Zeiten und Räume auf der Zweidimensionalität des Bildschirms zusammenfließen.

Der Glätte des Digitalen setzt sie eine Malerei entgegen die den Malakt offenlegt: die
Materialität der Farbsubstanz, die Spuren der Pinselführung. Bei dieser Form der Malerei
geht es auch um die physische Präsenz, um die Kraft, die sich in ein Bild einschreibt und den
Prozess vorantreibt bis hin zu einer Selbsttätigkeit des Mediums, in der sich der
Subjektstatus vollständig auf das Bild übertragen könnte. Doch soweit geht Anja Billing nicht.
Der subjektive Ausdruck um seiner selbst willen, würde ihr nicht genügen. Malerei ist für sie
eine Form der Erkenntnis, die über das eigentliche Bild hinausweist und so Teil einer
höheren Ordnung wird.

Susanne Greinke, Dresden 2021

Anja Billing lebt und arbeitet in Berlin

▪Weitere Informationen unter https://www.anjabilling.de

Kentridge Haus 2
2022
Öl auf Leinwand
150x150 cm
Südliche Heimat 1
2021
Öl auf Leinwand
120x100 cm
Südliche Heimat 2
2021
Öl auf Leinwand
120x100 cm
Transit 6
2018
Öl auf Leinwand
90x100 cm